Viele fragen sich, wie man sein Urvertrauen wiederaufbauen kann oder anders formuliert, wie können wir wieder zu einem „natürlichen“ Vertrauen zurückfinden?
Ein Zuwenig an Urvertrauen macht sich oft durch eine Abhängigkeit von der Meinung und Rückmeldung anderer Leute bemerkbar. Ist eine mir wichtige Person mit mir zufrieden, bin ich glücklich und umgekehrt. Das ist aber nicht unbedingt sinnvoll und macht auf Dauer nicht glücklich.
Mit dem Urvertrauen verhält es sich wie mit der Liebe.
Wir wurden bei der Geburt mit Beidem (urgewollt und urgeliebt) ausgestattet. Es ist nichts Anerzogenes. Beide schlummern in uns. Meiner Meinung nach müssen wir uns nicht bemühen unsere „Selbstliebe“ oder unser „Vertrauen“ von außen aufzubauen. Wenn wir uns bewusst sind, dass alle Menschen mit einer unerschöpflichen Quelle an Liebe und dem Urvertrauen geboren werden und sie in uns schlummert, dann lassen wir sie doch fließen.
=> Von uns selbst nach außen
=> Das Vertrauen wird aus seinem Nebel durch einen Vorschuss an andere befreit
Ja, wir werden enttäuscht, verletzt, auf gut Deutsch „verarscht“. Allerdings liegt es an uns, an jedem einzelnen, wie wir damit umgehen, welche Einstellung wir zur Situation haben.
Viktor Frankl, ein Psychiater und Überlebender von vier Konzentrationslagern, hat mit seiner Logotherapie einen interessanten Ansatz entwickelt.
Er leugnet den Einfluss des Trieblebens nicht, ebenso wenig der Innen- wie der Außenwelt, er behauptet nur, dass die „Trotzmacht des Geistes“ den Menschen dazu befähigt, trotz widriger äußerer Umstände sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Oder wie Martin Opitz es so schön formulierte: „Niemand außer Dir kann Dich glücklich oder unglücklich machen.“
Wir können also Stellung beziehen. Das heißt, wir können uns zur Welt irgendwie „einstellen“, irgendwie „verhalten“ und dies ist ein freies Verhalten.
Dazu ein Beispiel aus den Glaubenssätzen: „Ich kann nichts, aus mir wird nichts.“
Ich kann diesen Satz so stehen lassen und werde nichts und bin nichts und bleibe in meiner Opferrolle gefangen
ODER
ich befreie mich und arbeite an meiner Weiterentwicklung, hab eine sinnvolle Aufgabe, die mich erfüllt.
Erziehung hat zweifellos einen starken Einflussfaktor, aber keinen Gegenwärtigen. Irgendwann darf man sich auch selbst (er)(ent)ziehen.
Übersetzt auf die Angst wäre dies, wir sind nicht frei von unserer Angst, sondern frei trotz unserer Angst.
Wir können wählen und das eröffnet uns ein Stück Freiheit.
Auch wenn das intuitive Urgewollt- Urgeliebt sein durch schlimme negative Erfahrungen verschüttet ist, kann man es reaktivieren. Es ist genauso wenig „weg“, wie die Würde und der Wert eines Menschen niemals verschwinden.
Also schenken wir der Welt einen Vorschuss an Vertrauen, ohne Haschen nach Anerkennung, und ohne Furcht vor Tadel.
Laut Frankl macht das Urvertrauen nicht nur ungeheuer frei, es gewährt uns auch die Stärke, sich in Demut „vor dem Geheimnis zu beugen.“ Es macht leidensfähig bzw. frustrationstolerant.
Wir sind so viel mehr als die Summe der Schatten unserer Vergangenheit.
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